Der Beschußtest des Materials ist ein wichtiger und unbedingt notwendiger Bestandteil des Tests eines Sonderschutzfahrzeuges. Formal erfolgt diese Prüfung dahingehend, ob das Geschoß den Schutz durchdringt oder nicht. Allerdings hat diese Frage viele Nuancen: das Testergebnis beeinflussen sowohl die Anfangs- gemessene Geschwindigkeit des Geschosses als auch der Winkel, unter dem es in das Material eindringt, als auch die Härte des Materials an jedem konkreten Punkt - deshalb sind für ein statistisch stabiles Ergebnis vielfache Beschußtests erforderlich.
Gegenwärtig gibt es mehrere Sicherheits-Normen, die für unterschiedliche Materialtypen erarbeitet wurden.
Zum Beispiel hat die Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien und Konstruktionen (VPAM), zu der 14 europäische Beschußämter gehören, Schutzklassen ausgearbeitet, die nach der kinetischen Energie der Geschosse geordnet sind. Eine ebenfalls weit verbreitete Norm ist die STANAG 4569 der NATO.
Entsprechend der VPAM-Norm werden für die Materialprüfung 3 Muster genommen und auf jedes dieser Muster werden 3 Schüsse abgegeben. Die STANAG-Norm sieht 8 Schüsse auf jedes Materialmuster vor; allerdings werden wir im Verlaufe unserer Arbeit ständig davon überzeugt, daß auch dies nicht ausreichend sein kann.
Vor Kurzem haben wir ein zertifiziertes Material getestet, welches 9 Schüsse gehalten hat, jedoch beim zehnten durchschlagen wurde. Das Beschußergebnis ist auf dem Foto zu sehen. Schlußfolgerung: das Vorliegen eines Zertifikates bedeutet noch nicht die Garantie des Schutzes, nur eine Vielzahl von Prüfungen gibt eine Garantie.
Eben darum begnügen wir uns bei der Herstellung unserer Sonderschutzfahrzeuge nicht mit dem Vorliegen eines Zertifikates, sondern führen selbst eigene Beschußtests durch. Das sind zusätzliche Kosten, allerdings zeigt die Erfahrung, daß sie notwendig sind.