Der Charakter der Angriffe verändert sich mit der Zeit. In letzter Zeit mehren sich die Angriffe mit Sprengmitteln - nach Expertenmeinungen ging dem Angriff mit Schußwaffen im Jahre 2012 in mehr als der Hälfte der Fälle ein Sprengmittelangriff voraus.
Sprengladungen, die unter oder neben der Straße versteckt werden, sind die Hauptbedrohung in vielen Ländern Afrikas und des Nahen Ostens. In den Städten werden oft an Orten mit Menschenansammlungen Bomben gezündet - in Ländern wir Irak und Afghanistan sind terroristische Akte fast alltäglich - und in solchen Fällen ist die einzige Chance auf ein Überleben, daß man sich in einem professionell gepanzerten Fahrzeug befindet.
Die Ladungen der Selbstmordattentäter sind selten größer als 15 kg Sprengstoff; professionell gepanzerte Fahrzeuge können das aushalten, aber die Autos der überwiegenden Mehrheit der Hersteller läßt einem bei einer solchen Explosion nur wenige Überlebenschance.
Einige Bereiche in der Panzerungsausführung sind extrem wichtig für die Blast-Resistenz des Fahrzeuges:
95% der Nachpanzerer führen die Türpanzerung in mehr oder weniger derselben Weise aus - es werden mehrere Panzerstahlplatten innen in die Tür eingebracht.
Auf Stoss geschweisst - 2 Stahlteile
Mehrere verschraubte Stahlteile - auf Stoss geschweisst
Diese Herangehensweise erlaubt es, die originalen Innenverkleidungen zu belassen und erfordert nur wenig Aufwand und Zeit. Das Problem dabei ist, dass eine solche Türpanzerung einer ernsthaften seitlichen Ansprengung nicht widerstehen kann – die Verschweissung, vor allem auf Stoss, hält die Teile nicht fest genug, so dass sehr wahrscheinlich während der ersten paar Millisekunden der Explosion diese Teile in den Innenraum des Fahrzeuges geschleudert werden.
Der Einbau der Panzerungsteile innerhalb der Türen hinterläßt meist auch diverse ballistische Lücken, wenn die Türen unter verschiedenen Winkeln beschossen werden, wie 45° oder 30°.
Manche Nachpanzerer befestigen die Panzerung auch nicht per Schweissen, sondern nur mit Schraubverbindungen.
Verschraubte Panzerung
Hier ist fraglich, ob auch leichte Ansprengungen nicht zum Abreissen der Verbindungen fuhren. Abgesehen davon konnen solche Verschraubungen und Ubergange ebenfalls ballistische Schwachstellen sein.
Ausnahmslos alle Kunden, die etwas von Sonderschutzfahrzeugen verstehen, fordern, dass die Turpanzerung mit nur einer homogenen Schutzplatte ausgefuhrt wird:
Panzerung mit einem homogenen Schutzteil - so sollte es sein
Unnötig zu betonen, dass wir Türpanzerungen nur in dieser Form ausführen.
Nur ganz wenige Nachpanzerer verstärken die Türrahmen oder tauschen diese aus - sie montieren das Panzerglas in die Original-Türrahmen:
Natürlich ist das die schnellste und leichtste Art, das Panzerglas zu montieren - der Schwachpunkt ist derselbe - solche Tür wird einer ernsthaften seitlichen Ansprengung nicht widerstehen können - denn der serienmässige Rahmen ist freilich nicht dafür ausgelegt, Stosswellen aufzufangen, und die Kugelfänge in den Türrahmen können die Situation nicht retten.
Absolut alle zertifizierten Fahrzeuge haben verstärkte Türrahmen. Da gibt es keinen anderen Weg.
Der Nachteil der verstärkten Türrahmen ist oft, dass diese sehr massiv aussehen, so dass man leicht vermuten kann, dass dieses Fahrzeug gepanzert ist. Der Grund dafür liegt darin, dass fast alle Nachpanzerer die Türrahmen von aussen verstärkten:1 IAG-window-frames-cut-small
In unseren Fahrzeugen sind die verstärkten Türrahmen innen montiert, so dass das äussere Erscheinungsbild der Fahrzeuge optisch nicht vom Serienzustand zu unterscheiden ist:
Fast alle Nachpanzerer bauen ein Mosaik von kleinen Schutzteilen, die miteinander verschweisst sind, um die komplizierte Oberfläche der Spritzwand zu panzern:
Eine Spritzwand-Panzerung eines unserer Wettbewerber
Nur eine Handvoll Nachpanzerer nutzen die Technologie des Warmumformens von Panzerstahl. Diese Technologie erlaubt es, Panzerstahlteile mit exakter 3D-Formgebung im gewünschten Design herzustellen:
Grosse Teile, die ohne Schweissnähte hergestellt werden, bieten einen unvergleichbar besseren Schutz gegen Ansprengung - Simulationen zeigen, dass Schweissnähte bei direkter Belastung nur etwa 30% der Festigkeit gegenüber einem homogenen geformten Teil aufweisen.
Eine gepanzerte Tür ist viel schwerer als eine Serientür, daher müssen die Türscharniere verstärkt werden. Die billigste Variante, wie dies erreicht werden kann, ist das Einschweissen von Verstärkungen in das Original-Scharnier - so sieht man es oft in billigen gepanzerten Fahrzeugen:
Übliche "verstärkte" Scharniere
Allerdings hat diese billige "Lösung" 2 signifikante Nachteile:
- mit der Zeit beginnen die Türen zu klappern, da ja ein Teil des Scharniers serienmässig geblieben ist;
- bei einer mehr oder weniger starken Ansprengung kann die Tür von der Entlastungswelle herausgerissen werden - Serientürscharniere sind für solche Reissfestigkeitswerte natürlich nicht ausgelegt.
Andere Lösungen benutzen Scharniere, die aus mehreren Teilen zusammengeschweisst werden. Solche Scharniere sind zwar frei vom ersten Nachteil - sie sind robust genug, das Türgewicht zu halten - aber zur Einwirkung der Explosionsbelastungen gibt es durchaus Bedenken.
Um beide Probleme zu lösen, sollte ein Sonderschutz-Türscharnier aus einem Stück Stahl gefräst sein:
Massives Türscharnier "aus einem Stück"
Auch wenn solche Türscharniere mehrfach teurer sind als die geschweissten - nur sie sind in der Lage, allen Anforderungen einschliesslich der Sprengbelastungen gerecht zu werden.
Drei Personen, darunter der Sicherheitschef von Pakistan, starben am 10. Juli 2013 nach einem Selbstmord-Sprengstoffanschlag.
Die Detonation wir nicht sonderlich stark - kein Krater in der Straße, die Räder des Fahrzeuges kaum bschädigt (im Falle einer heftigen Explosion schiebt die Druckwelle das Fahrzeug so schnell, daß die Reifen von den Felgen gezogen werden), die Serienkarosserie war nicht abgerissen.
Dennoch hat dieses Fahrzeug seine Aufgabe, die Insassen zu schützen, nicht erfüllt - was nicht verwunderlich ist, wenn man die Art der Beschädigung betrachtet:
- die Scheiben waren weggeblasen - offensichtlich waren sie nicht hinreichend befestigt gewesen
- eine Tür war komplett herausgerissen - die Scharniere hatten der Belastung nicht widerstehen können
- die Panzerung ist einfach aus den Türen herausgefallen
Die Insassen wären nicht gestorben, wenn dieses Fahrzeug eine geprüfte Schutzzelle ausgewiesen hät
Während der Zertifizierung in Deutschland hat unser Fahrzeug folgenden Sprengangriffen widerstanden:
- 15 kg TNT von der Seite aus 2 m Entfernung in 1 m Höhe. Dieser Test modelliert einen Angriff mit selbstgebauten Sprengmitteln, sog. IED (improvised explosive device), die am Straßenrand deponiert werden - ein an den "Brennpunkten" recht häufiges Vorkommnis. Die Fahrzeuginsassen hätten keine Verletzungen davongetragen.
- die gleichzeitige Detonation von 3 Handgranaten DM51 A1 unter den Fahrzeugboden. Dies ist eine verschärfte BRV 2009-Anforderung, welche die Ansprengung mit 2 Handgranaten DM51A1 vorsieht. Die Fahrzeuginsassen hätten keine Verletzungen davongetragen.
- die Detonation einer DM-31 Schützenmine. Die Fahrzeuginsassen hätten keine Verletzungen davongetragen.
- die Detonation von 6 kg TNT unter dem Vorderrad. Die Fahrzeuginsassen hätten keine Verletzungen davongetragen.
- die gleichzeitige Detonation von 3 Handgranaten DM51A1 auf dem Fahrzeugdach. Dies ist eine verschärfte BRV 2009-Anforderung, welche die Ansprengung mit 2 Handgranaten DM51A1 vorsieht. Die Fahrzeuginsassen hätten keine Verletzungen davongetragen.
Näheres über die durchgeführen Tests finden Sie hier. Die Zertifizierung hat bestätigt, daß unsere Sonderschutzfahrzeuge tatsächlich Schutz bieten. Es gibt nur wenige Firmen auf der Welt, die in der Lage sind, gepanzerte Fahrzeuge mit einem solchen Schutzniveau gegen Sprengeinwirkungen herzustellen.